„Oh nein, sieh mal, schon wieder ein Fingerabdruck!“, stöhnte Anna, als sie durch das verschmierte Glas spähte. Zwei Kinder, ein Hund und das Leben im Allgemeinen überfluteten sie mit der bekannten Mischung aus Scham (für das Aufschieben des Putzens) und Akzeptanz. Laut ihrer Nachbarin war dieser Fensterputzer Düsseldorf fantastisch; er ließ ihre Fenster „unsichtbar“ erscheinen. Anna rief ihn an und war skeptisch und verzweifelt zugleich.

An einem Dienstag, kurz vor dem Mittagessen, tauchte er auf. Er hieß Tim, war groß, hatte eine rote Haarpracht und ein Lächeln, das durch klares Glas strahlen konnte. Neben den üblichen Werkzeugen hatte er eine Gummiente, einen Abzieher und einen Eimer dabei. Wortlos zog Anna eine Augenbraue hoch.

Lena und Max, ihre Kinder, rieben ihre Nasen an der Oberfläche, die Tim gerade geputzt hatte, und hinterließen klebrige Fingerabdrücke. Kein finsterer Blick von Tim. Mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln sagte er: „Keine Sorge! Das kommt ganz normal vor.“ Die Flecken verschwanden wieder, als er mit seinem magischen Abzieher wedelte. Amüsiert beobachtete Anna, wie er mit den Kindern plauderte und sie sogar „helfen“ ließ, während sie kicherten und Wasser überall herumspritzten.

Ich hörte einen Tumult. Als Tims Gummiente bellte der Hund. Max rannte dem Quietschspielzeug hinterher, und Lena musste lachen. Tim machte weiter, als hätte er einen Platz in der ersten Reihe gewonnen. Anna war von der Verlegenheit und dem Vergnügen gefangen, als sie dastand. Die Kinder bekamen von Tim eine Ente. „Seht, mein geheimes Werkzeug. Wenn ihr das Fenster gut genug quietscht, glänzt es.“ Quietschen schallte durch die Wohnung, als sie gehorchten.

Sein letzter Wisch ließ doppelt so viel Licht in den Wohnbereich wie zuvor. Anna starrte ehrfürchtig. „Der Blick auf die Stadt aus diesen Fenstern ist mit nichts zu vergleichen, was ich je gesehen habe“, gab sie zu. Er zuckte die Achseln, Tim. „Manchmal braucht man einfach nur Lachen und einen guten Abzieher.“

Anna erwischte Max später am Tag dabei, wie er aus dem blitzblanken Fenster starrte und Wolken folgte, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Die Aussicht war nicht nur schöner, sie war bezaubernd. Nicht nur die sauberere Glasscheibe hatte sich verändert, dachte sie; auch das Licht in ihrem Haus war deutlich heller geworden.

Anna wird sich das nächste Mal, wenn die Fingerabdrücke auftauchen, das Murren verkneifen. Falls etwas passiert, hat sie Tims Nummer griffbereit und stellt vielleicht sogar eine Gummiente auf die Fensterbank.